Der Anfang. In einer Woche nach Kambodscha

Angekommen endlich! Nach Monate langer Vorfreude, 3 Flügen und 24 Stunden in Bankok, laufe ich durch die Straßen von Jakarta. Die Luft ist heiß und diesig. Es gibt mehr Motorroller als jegliche andere Art von Fortbewegungsmittel. Ich werde von allen Seiten angegrinst und ich grinse zurück.

Auf halbem Weg zu Arif’s Haus werde ich zum Essen eingeladen. Ramadan geht dem Ende zu und die örtliche Gemeinde hält ein großes Essen. Zur Festigung der Brüderlichkeit, wie mir zu verstehen gegeben wird. Wir warten bis die Sonne untergegangen ist und der Muizzin seinen Ruf unter den Chor von Echos mischt der jetzt in der ganzen Stadt zu hören ist. Wir fangen an zu essen und Wow! Das schmeckt fantastisch. Der Name ist mir entfallen aber es hatte Ähnlichkeit mit pulled beef. Der Junge neben mir mit dem ich mich seit einer halben stunde über Google Übersetzer unterhalte fragt mich ob er mich zu arifs Haus fahren soll. Die Adresse hatte ich aufgeschrieben und 1 Minuten später heizen wir durch die kleinen Gassen des Stadtteils.

Ich wurde von arif’s Mitbewohner Heru empfangen insgesamt 7 Leute wohnen hier. Ich fühlte mich sofort wie zuhause. Zum Abendessen gab es fleischknödel vom Straßenstand an der ecke.

Mein plan war simpel. In Jakarta mein Jetlack ausschlafen und mich erstmal an das Klima gewöhnen. Übermorgen dann Richtung Norden um in Kambodscha Lea und Anna zu treffen. Am Morgen meiner Abreise bot Heru mir an mich auf seinem Motorrad an den Rand der Stadt zu bringen. Gesagt getan und schon stand ich an der Auffahrt zum Highway. Keine 5 Minuten und ich wurde darauf aufmerksam gemacht, dass ich an der falschen Straße stand… nach ein paar Zeichensprache-Konversationen wurde ich dann von den Indonesiern zu einem Bus gelotst dessen Fahrer sich bereit erklärte mir einen „Numpang Gratis“ (Freifahrt) zu der richtigen Straße zu geben. Letztendlich haben mich dann ein Trucker und seinem Sohn aufgegabelt die mich den ganzen Weg bis nach Merak mitnahmen.

Von dort ging es mit der Fähre weiter nach Sumatra, der nördlichsten Insel Indonesiens. Eine Nacht in lampung (in einem Hotel so dreckig wie ich es noch nie erlebt habe) und dann morgens mit dem Zug weiter hoch nach Palembang. Die netten Damen am Schalter meinten es gäbe eigentlichkeine Tickets mehr aber für einen „bulé“ (fremder) gäbe es immer einen Platz.

10 Stunden juckelte der Zug über die Insel, hielt an jedem noch so kleinen Dorf und hupte alle 2 Minuten um sicher zustellen, dass niemand auf einem der unzähligen Bahnübergänge stehen blieb. Gegenüber von mir saß eine Familie deren Tochter mich immer wieder zu einem saftigen high-Five aufforderte.

Ich nahm seit meiner Ankunft in jakarta am Ramadan Teil. Also kein Wasser und keine Speisen zwischen den ersten Sonnenstrahlen und dem Sonnenuntergang. Umso mehr freute ich mich, als zum Ende der Fahrt Essenspakete verteilt wurden und ich mit all den Muslimen, die zum Ende des Heiligen Monats zu ihren Heimatdörfern reisten, das Fasten brechen durfte.

Angekommen, entschied ich mich die aufdringlichen tuck-tuck Fahrer zu ignorieren und die 5 Kilometer zum nächsten Hostel zu laufen. Nach einer viertel Stunde schnellen Schrittes wurde ich von Kindern umringt die mich auf meinem Weg begleiteten und mit ihrem stetigen Ruf „bulé bulé“ immer mehr ihresgleichen anlockten. Irgendwann hielt eine Frau auf einem roten Motorroller, ihr Kopf steckte in einem viel zu großen pinkfarbenen Helm, neben mir und meinte soviel wie: „me englisch teacher. U come eat with us?“.

Schlage nie eine Einladung aus! Also los zu MM, DER Anlaufstelle für traditionelle Fischbällchen. Im Laufe des Gesprächs stellte sich heraus dass ihre beste freundin in Frankfurt lebt. Schon wurde das nächste Handy mit Internet organisiert und ein Skypeanruf gestartet.

Ich wurde direkt wie ein Familienmitglied behandelt, sie kam mir fast bekannt vor. Ich erzählte ihr von meinem Plan zum nächsten Hostel zu laufen. „Das komm‘ garnicht in frage! Du kanns‘ bei mein Neffen in dem Haus wo ich aufgewachsen bin schlafen.“ Harry, der Neffe, wurde mir schon vorgestellt und saß mit am Tisch. Ein kurzer indonesischer Wortwechsel und es war besiegelt. Ich werde heute Nacht nirgendwo mehr hinlaufen und bei der Familie Babacekming bleiben.

Das sechzig Jahre alte Holzhaus ist recht nah am Wasser erbaut und bietet faszinierender weise Platz für 14 Personen. Überall hängen Bilder von Vorfahren und auch hier wurde ich direkt wie ein Verwandter behandelt. Nach einer Dusche, vielen für Palembang typischen Keksen und einem Getränk das so süß war, dass ich es nur mit Mühe trinken konnte ging ich schlafen. Ich zog den Stecker raus um die für den Raum viel zu große Deckenlampe auszuschalten und schlief direkt ein.

Um 3:45 Uhr klingelte der Wecker, Zeit für Sahur, das Ramadan-Frühstück um 4 Uhr morgens. Ich stand auf, aß eines der besten Rühreier meines Lebens und vollzog mit Harry das Gebet gen Mekka. Nach diesem Morgen-Ritual wurden mir noch ein Trikot, eine Schirmmütze und 2 Edelsteine geschenkt, eine Menge Fotos gemacht und dann mussten wir auch schon los, um 7 ging meine Fähre in Richtung Batam. Wir heizten über die große Hebebrücke (das Wahrzeichen Palembangs), standen auf dem Markt im Stau, kauften ein Ticket rannten zum Boot und als ich mich gerade in den Sitz hab fallen lassen, kam Harry und seine Cousine in das Boot, weil sie rausgefunden hatten, dass es nach dieser Fähre doch keinen Anschluss von Banka nach Batam gibt, ich also auf der nächsten Insel hängen bleiben würde. Also wieder raus aus dem Boot, rein ins Auto, zurück durch den Markt und zum Busterminal. Von hier sollte ich einen Bus nach Jambi nehmen und von dort mit einem weiteren Bus nach Kuala Tungkal. Hier könnte ich dann ein Boot nach Batam finden. Ohne Harry und seine Cousinen hätte ich Tage gebraucht um das alles in Erfahrung zu bringen, so hat es nur wenige Stunden gedauert.

Der Bus fuhr stundenlang durch sich bis zum Horizont erstreckenden Palmöl- und „Rubber-Tree“ Plantagen. Von Zeit zu Zeit sah man mal eine müllfreie Stelle am Straßenrand, bei jeder Häuseransamlung wurde Benzin in Cola-Flaschen verkauft und in Jambi am Busterminal war ich der einzige von bestimmt 40 Leuten der nicht gebannt auf sein Handy starrte. Dann kam ich allerdings nach Kuala Tungkal und meine Stimmung wurde besser.

Kuala Tungkal ist für mich die Stadt der trommelnden Kinder. Egal wo man hin geht hört man einen Rhythmus, es wurde alles verwendet was irgendwie Trommelbar war. Ich lernte diesen Typen kennen der hier aufgewachsen ist und er zeigte mir wo die Kids ihren Auftritt am Wochenende Proben. Wir fuhren mit seinem Motorroller zu dem abgelegenen Beton-Anleger und mir fehlten die Worte. 50 Kinder und Jugendliche standen dort an selbst gebauten Instrumenten und machten so richtig Stimmung. Ohne Organisator oder irgendeinen erwachsenen der den überblick behält.

Wie cool ist das denn!!!

Wir fuhren noch ein bisschen in der Stadt rum und er zeigte mir alles. Den Nacht Mark, auf dem man auch mitten in der Nacht Kleidung, Essen und Zigaretten kaufen kann, das Jugendcafé in dem die jungen Leute abhängen und mit den dort zur verfügen gestellten Instrumenten ihr eigenes Privatkonzert veranstalten und den Steg an dem am nächsten Morgen das Speedboat nach Batam fahren sollte.

Besagtes Boot verließ den Hafen pünktlich um 10 und aus den mir versprochenen 5 Stunden wurden 7. In Batam angekommen nahm ich direkt das nächste Schiff nach Singapur wo ich dann gegen 19:30 ankam.

Boom! Aus einem Land wie Indonesien einfach so in eine der am meisten entwickelten Großstädte zu platzen ist verdammt komisch. Auf einmal sprechen alle englisch, es gibt öffentliche Verkehrsmittel mit tatsächlichen Fahrplänen, Bildschirme und überteuerte Preise überall. Mein Hostel lag direkt am Wasser und war eines dieser Kabinen Dinger, wo wie in einem Regal 2 Leute über- und 5 nebeneinander schliefen.

Doch bevor ich hier den besten Schlaf seit langem haben sollte ging ich noch ein wenig in der Stadt spazieren, aß thailändisch und lief vorbei an den vielen Hotels, den Einkaufszentren mit Gucci, Prada und co, den Restaurants und den unzähligen Lichtern. Irgendwann fragte mich: da muss doch irgendein Harken an der ganzen Sache sein. Zu was für einem Preis konnte hier diese Mega Ein-Land-eine-Stadt-Metropole entstehen?

Beim Frühstück fragte ich den Kanadischen Architekturstudenten neben mir ob er irgendwas an dieser Stadt auszusetzen habe und er Antwortete nur ironisch: „The Beer is to expensive“. Da hab ich wohl die falsche Person gefragt… Auf den ersten Blick ist diese Stadt einfach die reine Utopie. Man kann hier eine Menge Geld machen, „seine Träume verwirklichen“ wie es in einem der Singapur-Imagefilme heißt und man muss sich um nichts Sorgen machen. „Having a great time“ ist das Motto, die nächste Bär ist meist im selben Gebäude und kochen tut hier anscheinend auch niemand selber. Ich hab zumindest nicht einen einzigen Supermarkt gesehen in dem man auch nur annähernd irgendwelche Zutaten kaufen könnte.

Ich stand in der Schlange zur Passkontrolle nach Malaysia als ich mit einer Frau ins Gespräch kam die in Singapur aufgewachsen ist und ihre zwei Kinder hier großgezogen hat. Sie erklärte mir was ich wissen wollte.

Der President von Singapur ist jemand dem es nur darum geht ne Menge Profit aus seiner Sache zu schlagen. Er richtet alles nach den Firmen die Geld in sein Land bringen, größtenteils Banken aus China Japan und den westlichen Ländern. Dabei lässt er allerdings seine eigenen Leute komplett außer acht. Die Frau erzählte mir, dass die Wasser und Strompreise alle 1 – 2 erhöht werden. Allein im Mai um 30%!!! Die Leute versuchen zu widersprechen, aber es wird ihnen nicht zugehört. Sie meinte wenn jemand versucht durch beispielsweise Facebook-Posts seine Stimme zu erheben, bezahle die Regierung chinesische Firmen, die auf sozial Media Attacken spezialisiert sind, um diese Posts nichtig zu machen. Sie selber ändere deshalb monatlich ihren Facebook nahmen, da sie gerade auf Facebook politisch sehr engagiert ist.

Die Leute flüchten schon aus Singapur weil sie in anderen Ländern besser dran sind, auch ihre Kinder haben das Land verlassen. Andere werden ausgewiesen wenn sie ihre Stimme zu laut erheben. Der President habe selbst seine eigene Mutter des Landes verwiesen weil sie nicht einer Meinung mit ihm war. Man könnte jetzt denken es würde doch irgendwann an Arbeitskräften fehlen aber dafür ist gesorgt. Es wurden Verträge mit China und Indien geschlossen um die fehlenden Kellner, Bahnangestellten, Müllmänner und was es sonst noch so alles gibt, zu ersetzen. Sollten diese dann auch irgendwann protestieren, holt man sich einfach wieder neue. In China und Indien gibt es nun wirklich genug Menschen.

Weiter benötigt Singapur, als eine der am weitesten entwickeltsten Städte der Welt, eine ganze Menge Energie. Das Land verfügt allerdings über kein eigenes Kraftwerk. Also muss günstige Energie aus den umliegenden Ländern Malaysia und Indonesien her. Dadurch schießt dann deren ökologischer Fußabdruck in die Höhe weil dort noch größtenteils mit Kohlekraftwerken gearbeitet wird.

Singapur hingegen bleibt „sauber“…

Nach diesem äußerst interessanten Gespräch machte ich mich auf den Weg in Richtung Kuala Lumpur um dann von dort nach Phnom Penh zu fliegen. Als ich mich zum trampen an die Straße stellte hielten erstaunlich viel Autos an deren Insassen meinten sie würden nicht in meine Richtung fahren, könnten mich aber zum Busbahnhof fahren und mein Ticket zahlen weil ehh „keiner anhalten wird! Hier in Malaysia wollen alle nur dein Geld“. Ich erwiderte dann immer dass sie doch angehalten hätten nur nicht in meine Richtung führen was doch ihre eigene Aussage schon wiederliebt. Letztendlich würde ich dann von zwei Chinesen in einem unglaublichen High-tech-minivan direkt zum Flughafen von Kuala Lumpur gefahren.

Jetzt bin ich seit zwei Wochen auf Koh Rong, eine Insel in Kambodscha. Weiße Strände, glasklares Wasser, westliche Restaurants und jeden Abend eine andere Party. Ich besuche Lea und Anna die seit 3 Monaten hier leben, sons wäre ich glaube ich nie an so einen Ort gefahren. Dennoch hab ich dieses kleine Dorf lieben gelernt und es wird schwer wieder zu gehen. Andererseits geht meine Reise jetzt erst richtig los und ich bin verdammt gespannt was die nächsten Tage, Wochen und Monate so bringen!