Es kommt so wie es kommt und es ist gut so wie es kommt.

Und wieder startet es mit einem Essen. Ich bin im Hostel in Phnom Penh und gehe runter um ein wenig in der Stadt herum zu laufen. In der Lobby sind mehrere große Tische aufgebaut an denen ca. 30 Leute sitzen. Ich werde direkt eingeladen mich zu setzen und mitzuessen. Es schmeckt mal wieder fantastisch!

Die Gruppe kommt aus Siem Reap und ist hier in Phnom Penh um morgen ein Japanisch Exam abzulegen. Während Bo (rotes Shirt) mir das in gebrochenem Englisch erzählt, fragt er mich ob ich nicht morgen auch mit ihnen frühstücken wolle. Um halb 7 allerdings… das passt mir gut. Ich wollte ehh recht früh los um übermorgen in Thailand zu sein.

Nach dem Essen gehe ich raus, laufe die Straßen entlang, über riesige Kreuzungen und vorbei an erstaunlich vielen Herrenausstattern. An irgendeinem Punkt biege ich einfach nach links in eine schmale Gasse ab. Auf ein mal ist alles sauber, es liegt kein Müll in jeder Ecke und auch der ständige Geruch nach Abgasen und Pisse ist auf einmal verschwunden.

Die Gasse teilt sich immer und immer wieder und windet sich so tief zwischen Häuser. Immer wieder erhasche ich eine Blick in einen der Räume und sehe glückliche Familien beim gemeinsamen Kartenspiel, junge Burschen beim Schwertkampf und ältere Herrschaften die die sich die Zeit mit teleshopping vertreiben.

Letztendlich ist diese Welt eben doch nicht so weit von unserer entfernt.

Ich gehe weiter und komme in einer Bar mit dem Namen „Red Fox“ mit Alma Ravn ins Gespräch. An der Wand ist ein riesige Collage die zeigt wie Drake, Michael Jackson, Trump, Putin und viele weitere Celebrity’s sich hier in dieser Bar so richtig volllaufen lassen. Im Fernsehen läuft Frankreich gegen Argentinien.

Alma ist 46 Jahre alt. Als sie 17 war, also 1997, ist sie aus Dänemark aufgebrochen und war dann 21 Jahre lang auf Reisen. Ihre Leidenschaft gilt der Literatur. Sie schreibt Gedichte und Geschichten und tut dies einfach nur um des schreibens Willen. Nicht weil irgendjemand sie dafür bezahlt oder Ihr Anerkennung schenkt. Für sie ist die Literatur wie für mich die Photographie.

Wir tauschen Ideen, Theorien und Geschichten über Gott und die Welt aus. Irgendwann sagt sie: „wenn du ein Gedicht hören willst, musst du es nur sagen“. Natürlich will ich, und schon geht sie ein Stück weiter um im Licht des Kühlschranks die Zeilen aus ihrem Kopf auf das Papier zu bringen.

Es ist echt immer wieder faszinierend wie, wann, wo und vor allem wen man auf seinem Weg so trifft!

Am nächsten morgen gab es Erdbeermarmeladentoast zum Frühstück wobei ich bezweifle, dass diese Marmelade jemals eine Erdbeere gesehen hat… danach lief ich an den Rand der Stadt, wurde von einem Bus netterweise ein Stück mitgenommen und stieg dann missverständlicher weise in ein Taxi. Niemand sprach englisch und ich dachte es wäre eine Familie beim Wochenendausflug… irgendwann stieg ein Mönch dazu. Er war der westlichen Sprache mächtig und als ich ihm erzählte, ich hätte kein Geld für Transportmittel war der Fahrer eher weniger begeistert. Ich wurde im nächsten Kaff abgesetzt und bevor sie in der Staubwolke über der Straße verschwanden, drückte mir der Mönch noch einen dicken Batzen Geld in die Hand. Das musste natürlich mit einem saftigen Selfie auf seinem Samsung Galaxy s8 dokumentiert werden.

Smartphones sind echt noch presenter als ich dachte.

Der Batzen Geld wurde mir direkt vom nächsten Englischsprachler abgeknüpft… er meinte er würde das Taxi zur Grenze damit bezahlen aber ich glaube der Fahrer hat davon nichts oder nur sehr wenig gesehen. Er sträubte sich erst und stimmte dann nur wiederwillig zu mich mitzunehmen.

Naja, ein paar Stunden später war ich an der Grenze, überquerte diese und merkte, dass ich die Karte von Thailand noch ich geladen hatte. Ich konnte also nicht wie sonst nach den günstigen hostels suchen. Letztendlich bin ich dann für 15 Dollar im Grenzhotel geblieben, es war das einzige, das Wifi versprach. Fehlanzeige… ein netter Bursche auf der Straße erklärte mir kurze Zeit später, der einzige Ort mit fuktionierendem Wireless Lan sein KFC wo ich dann nach einiger Überwindung zu Abend aß.

Mehr oder weniger gesättigt und mit herunter geladenen Karten, traf ich ein paar gleichaltrige auf der Treppe vor dem kleinen Einkaufszentrum. Der eine etwas füllige Kerl stellte sich ganz stolz vor: „my name is Good“ sagte er mit seiner tiefen Stimme und ich mochte ihn sofort.

Keine halbe Stunde später fand ich mich bei ihm zuhause mit seinen Kumpels wieder, sie packten ihre Gitarren aus und es wurde kräftig losgejamt. Wir kommunizierten über Google translate und es war ein echt geselliger Abend.

Auf dem Weg nach Ayutthaya am nächsten Tag saß ich in einem Pickup neben geschmuggelten Fotokopierern, auf einem Motorroller der 110 km/h schnell fuhr und hatte zwischenzeitlich einen unglaublich süßen Hund auf dem Schoß.

Angekommen fragte ich in der Turi-Information vor der ich abgesetzt wurde, nach einem günstigen Dorm und mir wurde das Slowtree Hostel empfohlen. Ein recht altes Haus direkt am Fluss, ein Drittel wurde von der Familie bewohnt die es führte und der Eingangsbereich war gleichzeitig das wohn und Esszimmer. Die Inhaberin war zur Zeit nicht im Lande, hieß mich aber über Skype willkommen und da niemand sonst hier war wurde mir zum Mehrbettzimmerpreis das Einzelzimmer mit Flussblick angeboten. Ihre Mutter, eine unglaublich liebenswürdige alte Dame, zeigte mir alles und es dauerte nicht lange, da fühlte ich mich wie zuhause.

Vor ca 300 Jahren war Ayutthaya einst die größte Stadt der Welt, überall sind Überreste und Ruinen die an diese Zeit erinnern das Herzstück der Stadt ist heute ein großer Park in dem noch Teile der riesigen Tempelanlage stehen.

Ich ging kurz vor Sonnenuntergang in den Park, die Tempelanlagen waren schon geschlossen aber ich kletterte über eine Mauer und setzte mich recht weit oben auf einen Vorsprung um mir von dort aus den Sonnenuntergang anzusehen.

Um mich herum kreisten kleine Fledermäuse, rößere kreisten über mir um den Turm. Es war ein magischer Moment. Ich lief noch ein wenig herum, sah große und kleine aus Stein gemeißelte Buddha Statuen und andere Tempel und Türme. Vieles wahr zerstört und ich fragte mich wie es wohl war damals hier zu leben und was dazu geführt habe, dass diese Bauwerke jetzt nurnoch als Ruinen zu bestaunen sind.

Die Antwort sollte ich am nächsten morgen erfahren, eine Frau die mich netterweise auf ihrem Weg zur Arbeit mitnahm erzählte mir, dass das damalige Burma (heute Myanmar) einmaschiert sei und alles niedergebrannt hätte, um dann mit all dem gold von den Kuppeln und Statuen wieder abzuziehen. Was für eine Wendung für eine einst so erfolgreiche Stadt.

Als nächstes stieg ich in einen Truck, der mich bis nach Tak mitnahm. Dann noch eine halbe Stunde auf der Ladefläche eines alten Pickups durch die Berge und ich war im Grenzstädtchen Mae Sot. Man hab ich Berge vermisst! Ich merkte erst jetzt wie wohl ich mich fühle wenn die Landschaft sich in dreidimensionale Ebenen erhebt.

Eine Nacht im Hostel der Freundin von meines netten Fahrers und dann über die Grenze nach Myanmar. Auf der Thai Seite war alles in Ordnung, am anderen Ende der Brücke wurde ich allerdings nach meinem E-Visa gefragt.

„Ne hab ich nicht“

Also wieder zurück. Blöd war nur, dass ich dieses Jahr mit meinem Kurzaufenthalt in Bangkok schon 2 mal in Thailand gewesen bin. Jede weitere Einreise kostet 30$. Ok musste ich ja machen, weil ich Wifi brauchte um mein Visum zu beantragen… wieder in Thailand setzte ich mich also in das nächste Café bestellte mir nen Smoothie, wow war der lecker, und fragte erstmal Google wie das mit dem Antrag läuft. Wenige Zeit später war ich weitere $80 los und es passierte erstmal nix.

Nach einer halben Stunde bekam ich dann endlich eine Mail in der mir mitgeteilt wurde ich müsste 10 Tage auf das Visum warten. Ich könnte auch $50 mehr zahlen und es in 4 Stunden erhalten. Ich wollte nun echt keine 10 Tage in diesem Ort bleiben und willigte ein. Wenigstens hatte ich das Visum dann schon nach 2 Stunden in meinem Postfach

Ich also wieder an die Grenze, raus aus Thailand, über die Brücke, die Bettler guckten mich ganz komisch an, und rein nach Myanmar.

„U have to print it! I need paper“

„wo soll ich denn bitte jetzt nen Drucker herzaubern?“

Netterweise durfte ich durch eine Hintertür den Grenztrackt verlassen um den nächsten Copyshop aufzusuchen.

Zack! Stempel drauf, willkommen in Myanmar. $160 und n riesen Aufwand nur weil irgend n Spacken n strich auf ne Landkarte malt! Da freut man sich…

Ich ging in eine Bank um meine restlichen Dollar zu wechseln und fragte den Bankangestellten ob er mir in birmanisch auf ein Stück Pappe „i want to go north“ schreiben könne. Gesagt getan und schon ich hatte mein Trampschild für die nächsten paar Tage.

Nach Mawlamyaing wurde mir allerdings von einem recht energischen Mann, er bestand darauf, das Taxi bezahlt. Dort musste ich mich erst einmal die mototaxifahrer abwimmeln bevor ich mich auf den Weg zum Feel Guesthouse mache.

29000 Kyat umgerechnet fast 18€ für eine Nacht und ich war wieder auf der Straße. Als ich meine Regenjacke auspacken will höre ich plötzlich eine Stimme über mir „where u go?“ Der Lasterfahrer grinste mich mit seinen, von dem Zeug was hier alle kauen, rot gefärbten Zähnen an. „Cheap Hostel?“ „Ok“ also rauf auf die Ladefläche und quer durch die Kleinstadt zum breeze hotel. 9500 umgerechnet 5,77€ liegen schon eher in meinem Budget. Es gibt sogar Frühstück auf dem Balkon am nächsten morgen und der Blick erinnert mich an Hamburg.

Jetzt sitze ich im zweiten Reisebus der mich netterweise in Richtung Mandalay mitnimmt. Die Klimaanlage ist so kalt eingestellt, dass alle frieren außer der Busfahrer und ein paar andere, sie waren schlau! Sie haben ihre Daunenjacken eingepackt! Hä WHAT THE FUCK wo ist hier die Logik?

Außerdem, ich will mich nicht beschweren, aber Reisebusse sind leider recht langsam und man erlebt nichts auf dem Weg was eigentlich der Hauptgrund dafür ist, dass ich Trampe. Kaum steige ich in Naypyidaw (noch auf dem Highway) aus dem Bus aus (also wirklich im selben Moment) hält der nächste Reisebus an und die Fahrer beschließen, dass ich auch hier wieder mitgenommen werde. Was für ein Timing! Es soll wohl so sein.