Moderne Kunst, Höhlen und Honig gegen Infektionen.

Es ist 22 Uhr und ich steige in Mandalay aus dem Bus, packe meine Fliesjacke wieder ein und mache mich auf den Weg zu dem Hotel was ich mir rausgesucht hab. Ich werde netter weise von einem mototaxifahrer, der auf eine Provision hoffte, umsonst mitgenommen und erfahre mit Entsetzen, dass hier eine Nacht 30 Dollar kosten soll. Ich könne gegenüber fragen aber hier seinen alle Hotels so teuer. Ich gehe also zum Gentlemans gesthouse und es ist um einiges günstiger. Sie haben allerdings nicht die Erlaubnis Ausländer aufzunehmen. Was? Wozu ein Hotel aufmachen, wenn man keine Leute aus dem Ausland bedienen darf… Naja ich also wieder raus und laufe durch die Straßen. $20, $35, 30$, alles ech ausherhslb meiner Möglichkeiten… mittlerweile ist es halb 12 und ich hab immernoch nichts gefunden. Letzte Chance ist das Hostel das sich laut Maps.me in der Universität befindet aber auch hier habe ich keinen Erfolg. Gerade setze ich nach einem erfrischenden Schluck Wasser meinen Rucksack wieder auf um zum nächsten Kloster zu laufen und dort zu fragen ob ich für die Nacht bleiben kann, da hält ein weißer Kleinwagen auf der menschenleeren Straße vor mir.

„Where are You going?“ „I’m trying to find a cheap hotel, but everything is super expensive.“ „Oh I know a place that is 8 dollars! We can take u.“

Sehr cool wie sich eine Situation im letzten Moment dann doch noch ändern kann. Das Ostello Bello ist genau was ich gesucht hab. 8er Dorm, Dachterasse und gratis Frühstück. Ich danke meinen Helfern und checke ein. Ich bin in einem Zimmer mit 4 Mädels.

Am nächsten Tag wollte ich mein Visum für Indien beantragen, ging also zur indischen Botschaft um zu erfahren dass die Grenze zu Indien erst in drei Monaten öffnet wenn die Verträge unterschrieben werden. Immer diese Grenzen, das ist doch absurd. Auf dem Weg zurück ins Hostel sehe ich eine hellblaue Echse und laufe am dreamland vorbei. Einer Musik und Kunstschule + Guesthouse, ein sehr cooler Ort und sogar noch günstiger als mein derzeitiges Obdach.

Wieder im W-LAN googelte ich nach meinen Optionen. ich könnte entweder über die Grenze fliegen (ungern) oder zurück nach Thailand, über Laos nach China und dann nach Westen. Allerdings haben die Grenzbeamten vor ein paar Tagen die Dinge ein wenig verdreht. Man darf nur zwei mal über Land einreisen, Flüge sind ausgeschlossen. Nach dem 2. mal ist es strickt verboten den Landweg nach Thailand zu nutzen. Ich war also in Myanmar eingeschlossenen auch die Grenzen zu China sowie zu Bangladesch bis auf weiteres geschlossen sind. Ich beschloss also nach Nepal zu fliegen und buchte den nächstgünstigsten Flug am Montag. Ich hatte also noch 2 1/2 Tage um die Stadt und Umgebung zu erkunden.

Nach einem Mega Sonnenuntergang und einer wilden karaoke Nacht wechselte ich zum Dreamland Guesthouse. Der Hausherr, ein Burmese mit chinesischen Wurzeln erzählte mir er verabscheue das Konzept von Schule und unterrichte seine 5 Töchter daheim. Eigentlich tun sie dies mittlerweile von selbst und auch das Guesthouse liege einzig und allein in ihren Händen.

Mit der Statue auf dem Dach habe er mit seinem besten Freund, dem Künstler, die moderne Kunst nach Mandalay gebracht. Eigentlich sollte sie bei einer Ausstellung auf einer öffentlichen Wiese stehen, als die Polizei aber die extremen Kurven sah, wurde sie verboten. Sie lag 1 Jahr in einer Halle, verborgen vor den Blicken der Gesellschaft. Die beiden versuchten andere kleinere aber ähnliche Werke vor dem Haus aufzustellen. Wieder kam die Polizei, diesmal mit dem Vorwand, die Skulpturen dürften nicht die Grundstücksgrenze überschreiten, sie stünden allerdings 6 cm auf der Straße. Jetzt wussten Sie was sie zu tun hallten, alle überstehenden Stücke der kleinen Skulpturen wurden abgesägt, das schräge Dach flach gemacht und die riesige Skulptur genannt „Mutter“ bei einer Nacht und Nebel Aktion mit zwei Kränen aufs Dach gestellt.

Drei Jahre lang litten die beiden Freunde unter dem Spott ihrer Nachbarschaft bis diese sich dran gewöhnt hatte und anfing fragen zu stellen, sich für die Bedeutung dieses künstlerischen Objekts zu interessieren und schließlich zugab, dass das ganze garnicht so schlimm sei, wie es vorerst schien.

Nachdem ich beim meditieren in örtlichen Tempel mit skeptischen Blicken gemustert wurde, lieh ich mir einen Motorroller. Dieses Prachtstück hier: Sie heißt Araña und is ein Semi-Auto-4-Gang-Gefährt.

Nach den ersten 500 Metern legte ich mich erstmal gewaltig auf die Schnauze. Der Tacho war kaputt und ich hatte die Geschwindigkeit falsch eingeschätzt. Als ich die Handbremse zog, rutschte das Vorderrad weg und los ging die schürfwundenhervorrufende Rutschpartie über den Asphalt. Es geht mir gut und bis auf besagte Schürfwunden is mir nichts passiert. Danach ging es erstmal im Schneckentempo zum nächsten Streetfoodstand.das Straßen essen in Myanmar ist echt das best das ich bisher hatte!

Am nächsten morgen stand ich um 4 Uhr morgens auf um mir von der U Bein Bridge den Sonnenaufgang anzusehen. Überall gab es Touren für dieses Event also hin da!

Ich verpasste erstmal die Ausfahrt und fuhr viel zu weit. Als ich das merkte beschloss ich einfach ganz um den See herum zu fahren und von der anderen Seite die Brücke anzusteuern. Ich kam durch kleine Dörfer in denen schon erstaunlich viele Menschen auf den Beinen waren. An einer Stelle war die Straße durch den extrem hohen Wasserspiegel überschwemmt. Schon schwang sich ein Familien Vater lässig auf sein Motorrad und gab mir zu verstehen ihm zu folgen, er wisse einen anderen weg.

Es fing an zu nieseln und das mit dem Sonnenaufgang fiel ins Wasser, zur Brücke wollte ich trotzdem.

Ein ziemlich altes Konstrukt, immer wieder geflickt und ausgebaut. Genutzt wird sie um diese Zeit von Leuten wie mir, die auf einen Sonnenaufgang hoffen, von locals als Jogging Strecke und von Mönchen bei ihrem morgendlichen Rundgang um den See. Am Horizont sah ich einen seltsamen Turm, der sich, bei näherem betrachten als ein in der Restauration befindlicher Tempel entpuppte.

Ein riesiges Bambusgerüst war um ihn gesponnen worden um die sonst unzugänglichen Wände zugänglich zu machen. Drum herum lauter goldene Spitzen, mit Glöckchen gesäumt, die im Wind eine ganz wundervolle Melodie verbreiteten.

Nachdem ich an einem Straßenstand ein wiedermal köstliches Frühstück zu mir genommen hatte, ging ich ein paar Früchte für den Tag kaufen. Ich wollte in die nahegelegenen Berge um einen Mönch zu besuchen der dort in einer Höhle wohnt. Eine halbe Stunde übers Fläche Land, eine weitere in Schlangenlinien den Berg hinauf und dann zu Fuß weiter die Treppen zur Höhle rauf. Niemand zu sehen, nur ein paar selfie schießende Jugendliche die die zugegeben schöne Aussicht als Hintergrund nutzten. Eine weitere Treppe führende zu dem kleinen Tempel auf dem Gipfel des Berges. Als ich oben ankam lag der Mönch gerade gemütlich auf seiner Holzpritsche und scrollte gelangweilt durch seinen Facebook-Feed.

Er lud mich ein mit ihm zu essen, selber aß er aber eigentlich nichts. Danach schickte er mich noch ein Stück weiter den Berg hinauf zum eigentlichen Gipfel. Überall standen kleine Steinstapel und der Blick ins Tal war atemberaubend.

Als ich zurück kam, saß der Mönch in Meditation vertieft. Ich wäre gerne in der Lage gewesen mit ihm zu reden aber leider waren wir nicht der selben Sprache mächtig. Ich ließ ihm noch eine Mango als Tausch gegen das Essen da um machte mich an den Abstieg.

Ich rollte den Berg wieder ein Stück runter, um dann auf einer anderen Straße wieder hinauf zu fahren. Ich fuhr so weit wie mich mein Crossbike bringen konnte und lief dann einen kleinen Pfad weiter. Er führte zu einer kleinen Ansammlung von Häusern die an der Öffnung einer weiteren Höhle standen. Diese war um EINIGES größer und viel weniger ausgebaut. Die andere war gefliest, hier gab es nur eine Betontreppe zu einer Plattform. Von dort aus führte ein kleiner Gang zurück unter die Häuser und mehr oder weniger vertauenserweckende Bambus/Drahtseil Leitern weiter hinab in die 30 Meter tiefe Höhle. Als ich diese hinab stieg, schreckte ich Fledermäuse auf und sah diese im Licht, welches durch ein Loch in der Decke fiel, herumflattern.

Unten angekommen, merkte ich wie sauerstoffarm die Luft hier war. Es war schwer, sehr schwer zu atmen und ich kletterte nach Luft schnappend wieder nach oben.

Der kleine Gang führte zu einem ebenso kleinen Raum. Es war komplett still, ich könnte meinen eigenen Herzschlag hören. Alles war von einer dicken Staubschicht bedeck. Nur der Altar im Schein von ein paar Sonnenstrahlen war von dieser Decke der Zeit freigehalten worden.

Wieder bei Araña gönnte ich mir noch eine Drachenfruch, ich kann einfach nicht genug von den Dingern kriegen! Und diese Farbe fasziniert mich immer wieder aufs neue. Es gibt sie auch in weiß, die schmecken aber nach nix.

Auf dem Weg zurück zum Dreamland sah ich Junge Männer unter zwerfledderten Reklameplanen am neuen billiard Tisch Pool zockten, Mensch die neben Kühen neben Müll im Fluss badeten und Kinder die mit Affen spielten.

Meine Wunden hatten sich ein wenig entzündet und der Vater der 5 Hosteltöchter empfahl mir Honig darauf zu schmieren. Das würde der Entzündung entgegenwirken und sogar die Heilung beschleunigen. Ich tat wie mir geheißen und stellte am nächsten morgen fest dass alle Rötungen verschwunden waren, funktioniert also fabelhaft.

Jetzt sitze ich im Flieger von Kunming, China nach Kathmandu. Gestern bin ich in Kunming gelandet, wollte in die Stadt um dort in einem Hostel die Nacht zu verbringen.

Die Straßen sind sauber, die Autos leise und die Leute beachten ein ander nicht. Alles was ich zurückbekomme, wenn ich wie immer alles und jeden mit einem Lächeln oder Nicken begrüße, sind ausdruckslose Blicke. Die meisten starren mich entweder an oder ignorant an meinem Kopf vorbei. Nur von Kindern werde ich zurück gegrüßt. Es werden Fotos von mir gemacht, nicht auf die freundliche Art und Weise wie in Myanmar oder Thailand. Eher als wäre ich Teil einer anderen Welt.

Niemand, wirklich niemand spricht auch nur ein klein wenig englisch und das Hostel kann mit meinem Reisepass nichts anfangen. Ich will Geld für den Bus zurück zum Flughafen abheben und die ersten drei Automaten nehme meine Karte nicht. Langsam fühle ich mich auch wie aus einer anderen Welt…

welcome to China!

Es macht das Gefühl als wären die Chinesen in ihrer eigenen sicheren Hightech-Blase gefangen, alles außerhalb ist eher surreal. Ein Nepalese an der Check-in-Schlange erklärte mir, dass der Großteil dieses riesigen Landes keineswegs religiös sei und auch anderweitig keine ethische Bildung erlange. Aus diesem Grund seien sie oft unfreundlich gegenüber fremden und hielten sich gerne an ihrem Geld fest. Würde Sinn machen, der nette Mann an der Information schrie mich geradezu an als ich ihr wiederholt fragte wann ich denn frühestens Einchecken könne, er aber den Unterschied zwischen where und when nicht verstand.

Ich freue mich auf Nepal! Irgendwie hab ich schon seit langem das Gefühl ich müsse da mal hin und bin sehr gespannt was dieses Land in den Bergen so zu bieten hat.